Orthomolekulare
Medizin ist die Erhaltung der Gesundheit und die Behandlung von
Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen
im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper
vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind.
Eine ausgewogene
Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen sowie Amino-
und Fettsäuren ist für die Gesundheit und das tägliche
Wohlbefinden jedes Menschen unentbehrlich. Kann der natürliche
Bedarf des Organismus durch die Ernährung nicht gedeckt werden,
müssen diese Nährstoffe (sog. Nutrienten) gezielt substituiert
werden. Die orthomolekulare Medizin bildet dabei die wissenschaftliche
Grundlage für die optimale Versorgung des Organismus mit
den jeweiligen Nährstoffen.
Der Nährstoffbedarf des menschlichen Organismus ist zum einen
von der Art der Intensität der erbrachten Leistung sowie
von den Verwertungsmöglichkeiten der zur Verfügung stehenden
Nährstoffe abhängig. Medikamente wie Antibiotika, Antihypertonika,
Antikonvulsiva, Lipidsenker und Zytostatika beeinträchtigen
die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen. Die Schadstoffbelastung
der Umwelt, Stress, Schwangerschaft und Alter erhöhen den
Bedarf an bestimmten Nährstoffen. Insbesondere im Alter addieren
sich viele Faktoren, die zu einer negativen Nährstoffbilanz
führen:
unausgewogene und unzureichende Nahrungsaufnahme (z.B.
Restaurant, Diskounter-Essen, MacDonald, oder auch 'Essen auf
Rädern')
verminderte
Stoffwechselaktivität ( z.B. durch Bewegungsarmut )
Schleimhautveränderungen und dadurch bedingte Resorptionstörungen.
Die sogenannte biochemische Individualität, ein Konzept,
das auf der Arbeit von Roger J. Williams, Ph. D - einem Pionier
auf dem Gebiet der Biochemie - basiert, spielt zusätzlich
eine wichtige Rolle (Williams entdeckte in den 30er Jahren das
Vitamin B5 = Pantothensäure). Bei der Behandlung seiner Patienten
wurde Dr. Williams klar, dass jeder Mensch vom Standpunkt der
Ernährung einzigartig ist und es daher von Mensch zu Mensch
erhebliche Unterschiede im Nährstoffbedarf gibt. Man denke
hierbei nur an die Vielzahl und die Funktion der am Stoffwechsel
beteiligten Enzymsysteme. Kinder zum Beispiel variieren sehr stark
in ihrem Vitamin-B6-Bedarf. Vitamin B6 ist u.a. als Coenzym am
Aminosäurestoffwechsel, der Hämsynthese und am Stoffwechsel
des zentralen Nervensystems beteiligt. Die biochemische Individualität
verdeutlicht, dass der Nährstoffbedarf des einzelnen häufig
weit über die Empfehlungen z. B. der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung (DGE) hinausgeht. Die orthomolekulare
Medizin versucht durch eine gezielte Substitution bestimmter Mikronahrstoffe
die beschriebenen Nährstoffdefizite auszugleichen.
Eine entscheidende Rolle kommt der orthomolekularen Therapie in
der Prävention (= Vorbeugung) und Prophylaxe von Erkrankungen
zu. Eine frühzeitige Vitaminergänzung ist zum Beispiel
zur Vorbeugung diabetischer Spätfolgen wie Mikro- und Makroangiopathien,
Katarakt und Neuropathien unerlässlich. In der Krebsprophylaxe
wird allgemein eine tägliche Vitaminsubstitution von 5000
I.U. Vitamin A, 200 bis 600 I.U. Vitamin E, 200 mg Selen und mindestens
1000 mg Vitamin C empfohlen.
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